„Ostbelgien ist meine Heimat geworden!“

Vor 40 Jahren wollten mein Mann und ich von Holland nach Luxemburg auswandern. Unser Sohn sollte auf dem Land aufwachsen. Eines Tages reisten wir zu früh zu einem Makler-Termin in Weiswampach an. Deshalb fuhren wir durch die Gegend Richtung Beiler und Leithum. Wir wussten noch nicht einmal, dass wir über eine Grenze gefahren und in Belgien waren. Am Ende eines Feldwegs in Oberhausen war ein Haus zu verkaufen. Mir kribbelte es im Bauch: Es war für mich Liebe auf den ersten Blick und wir sagten dem Makler ab. Stattdessen besichtigten und kauften wir das Haus in Oberhausen. Damals wussten wir noch nicht einmal, welche Sprache hier gesprochen wurde.

Vom ersten Tag an in Kontakt mit den Nachbarn

Als unser Abenteuer am 2. November 1977 begann, stand der Tourismus noch ganz am Anfang. Unser Bauernhaus besaß eine Wirtschaft, zwei Appartements für Feriengäste sowie eine Privatwohnung. Alles war möbliert und gebrauchsfähig. Beim Umzug lernten wir als erstes den „Dorfältesten“ kennen. Er wollte so viel wie möglich über uns erfahren. Am nächsten Tag haben wir uns unseren direkten Nachbarn vorgestellt. Wir waren angenehm überrascht, wie freundlich die Leute hier waren und dass sie alle Deutsch sprachen.

Eines Tages musste mein Mann dem „alten Will“ versprechen, seinen Sarg zu tragen, wenn er verstorben sei - mein Mann versprach es.

Während mein Mann als Waldarbeiter arbeitete, führte ich das Haus. Im November 1978 kam unsere Tochter zur Welt. Es hat uns beeindruckt, dass sich alle aus dem Dorf darüber freuten.

„Ich möchte auf keinen Fall nach Holland zurückkehren. Ich fühle mich wohl in Ostbelgien. Es ist meine Heimat geworden und ich werde mich weiter um Leute mit einer Behinderung kümmern, solange ich gesund und fit bin.“ Wilma Elsendoorn

Oma hat die zündende Idee

Als wir einmal in Lüttich Papierkram erledigen mussten, vertraten mich meine Schwiegereltern in der Wirtschaft. Eigentlich sollten sie nur Getränke ausgeben. Als wir jedoch am späten Nachmittag zurückkamen hatten wir Kundschaft mit großem Hunger und meine Schwiegermutter hatte ihnen Pfannkuchen gemacht. Die Leute waren begeistert! Diese Geschäftsidee setzten wir spontan um und wurden immer bekannter. Manchmal ging es am Wochenende richtig rund. Mein Mann stellte die Waldarbeit ein und übernahm die Küche und den Unterhalt des Hauses.

Mit Mut und Fleiß zum Erfolg

1986 bauten wir zum ersten Mal um. Wir vergrößerten die Küche und verdoppelten die Anzahl der Sitzplätze in der Wirtschaft. Aus den beiden Appartements wurden zwölf komfortable Fremdenzimmer.

Nach der Trennung von meinem Mann führte ich das Pfannkuchenhaus mit meinem Sohn, später mit meiner Tochter und dem Personal weiter. Mein Sohn und seine Frau eröffneten ein eigenes Restaurant in St. Vith. Mittlerweile bin ich 68 Jahre und habe mich zu Ruhe gesetzt. Das Pfannkuchenhaus, das über die Grenze hinaus bekannt und beliebt war, hat seine Türen geschlossen. Viele haben mich gefragt, ob ich zurückkehren würde nach Holland. „Auf keinen Fall! Ich fühle mich wohl in Ostbelgien“, sagte ich immer. „Es ist meine Heimat geworden.“

Wilma Elsendoor, Burg Reuland