Grenzüberschreitender Verein KuKuK: Nichts zu verzollen, viel zu erleben

Gemeinsame Projekte für Jugendliche aus vielen Nationen

Es ist ganz eindeutig Sommer. Ulla Arslan, die Betreiberin des KuKuK-Cafés, hat eine lange Tafel auf der Terrasse gedeckt. Sie weiß: Wenn die jungen Projektteilnehmer nach der Schule an die ostbelgisch-deutsche Grenze kommen, ist erstmal Hunger angesagt. Eine arabische Linsensuppe verströmt exotischen Duft. Nach und nach trudeln die Jugendlichen mit dem Bus oder per Mitfahrgelegenheiten ein.

Das Hallo ist groß, die meisten waren schon bei früheren Workshops von „Meine Welt - Deine Welt - Unsere Welt“ dabei. Über das von KuKuK mitgetragene Projekt verbringen junge Flüchtlinge und einheimische Jugendliche ihre Freizeit zusammen. Die drei KuKuK-Mitglieder und Projektleiter Elke Kohlrautz, Michael Zobel und Sebastian Schmidt geben der Gruppe die kreativen Impulse.

Fantasie überwindet Sprachbarrieren

An diesem Wochenende steht LandArt auf dem Programm. „Die waldreiche Grenzlage bei Köpfchen ist ein ideales Atelier“, weiß Waldführer Michael Zobel. Schnell fallen die Barrieren durch die verschiedenen Sprachen. Zweige, Blätter, Steine, alle Materialien der Natur werden genutzt, um den Gedanken und Gefühlen der Jugendlichen Ausdruck zu verleihen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wohl aber den Füßen. Denn eines ist den meisten Jugendlichen nicht erlaubt: Das Betreten der andere Seite der Grenze. Asylrechtliche Bestimmungen verbieten dies. KuKuK-Gründerin Elke Kohlrautz versetzt diese Grenzziehung in ihre Studienzeit zurück. Als Designstudentin gab sie im Rahmen ihrer Diplomarbeit dem ehemaligen belgischen „Personenkontrollkiosk“ eine neue Optik. „Ich wollte mit einem ‚frisch frisierten Köpfchen´ einen Denkanstoß setzen."

„Dank dem KuKuK sind die beiden Zollhäuser heute Symbol für ein offenes Europa. Kunstrouten, Konzerte, Ausstellungen, Flohmärkte, Workshops: Jede Woche ist an diesem geschichtsträchtigen Ort und ostbelgischen Treffpunkt etwas los.“ Alice Loo, KuKuK V.o.G./e.V.

In den Zollhäusern lebt heute das offene Europa

Mit nachhaltigem Erfolg: Aus der gestalterischen Auseinandersetzung mit dem Ort und seiner Architektur im Jahr 2000 ging alsbald der grenzüberschreitende Verein KuKuK V.o.G./e.V. hervor. Dieser sorgt bis heute dafür, dass die beiden Zollhäuser zu einem Symbol für ein offenes Europa geworden sind. Kunstrouten, Konzerte, Ausstellungen, Flohmärkte, Workshops - all dies belebt Woche für Woche den geschichtsträchtigen Ort. Statt nerviger Zollkontrollen begegnen sich nun Menschen mit Neugierde, werden künstlerische Grenzüberschreitungen mit Lust inszeniert.

Doch nicht nur im Rahmen des rein ehrenamtlich organisierten Programms ist der KuKuK zu einem nachbarschaftlichen Treffpunkt Ostbelgiens geworden. Bei einem extra gebrauten Coucou-Bier im Glas lassen sich euregionale Perspektiven bestens diskutieren.

Welchen Wert dieses unkomplizierte Miteinander hat, zeigt das Jugendprojekt besonders deutlich. Nach Stunden im Wald kehrt die Gruppe zum KuKuK zurück. Auf gerade selbstgebastelten Musikinstrumenten lassen die Jugendlichen einen Rhythmus entstehen. Soloeinlagen werden mit fröhlichem Beifall honoriert. Die Töne schwingen mit Leichtigkeit. Auch über die Grenze.

Daniele Fettweis, Raeren

Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Vereins KuKuK.

„Jeder Mensch hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen sowie in sein Land zurückzukehren.“

Artikel 13 der UNO-Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte.